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Forderungen des Verbändebündnisses Wohnungsbau

"Themen-Duo 2021": Wahlkampf und Wohnen

  • Wohnungsdefizit: 630.000

Deutschland schiebt einen riesigen Berg vor sich her: 630.000 Wohnungen – so groß ist das aktuelle Neubau-Defizit. Um das abzubauen, wäre die volle Baukapazität von mehr als zwei Jahren nötig.

Es geht bei dem „Neubau-Stau“ fast ausschließlich um Wohnungen im unteren und mittleren Preissegment – um bezahlbare Wohnungen und um Sozialwohnungen.

  • Der Staat als Kostentreiber beim Wohnungsbau

Wer heute neu baut, muss tief in die Tasche greifen. Dazu als Beispiel: ein typisches vier-geschossiges Mehrfamilienhaus in Deutschland.

Der Preis für einen Quadratmeter Wohnfläche ist hier in den vergangenen 20 Jahren von gut 2.200 auf über 3.700 Euro nach oben gerauscht. Das ist ein Plus von knapp 70 Prozent (!) – genau genommen, eher eine Preisexplosion.

Wesentlicher Kostentreiber beim Neubau ist – neben dem Bauland – der Staat. Er macht das Bauen durch Gesetze, Verordnungen, Auflagen immer teurer – z.B. der Bund durch Energie-Einsparverordnungen (2007, 2009, 2014, 2016 …) und die Kommunen durch Stellplatzvorordnungen.

  • Zu teuer: Treibhausgas-Reduktion beim Wohnen

Die Investitionskosten für das Einsparen von CO2-Emissionen sind beim Wohnungsbau wesentlich höher als in der Industrie: Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass eine Tonne Treibhausgas (THG) pro Jahr eingespart wird, muss man im Wohnungsbau im Schnitt das Zehnfache der Summe investieren, die dazu in der Industrie notwendig wäre.

Klimaschutzauflagen schlagen beim Wohnen eindeutig heftiger ins Verbraucher-Portemonnaie durch. Also, warum nicht da CO2-Emissionen einsparen, wo Klimaschutz wesentlich günstiger zu machen ist?

  • Baulandpreise machen bezahlbares Wohnen unmöglich

Spekulationsobjekt Grund und Boden: In den vergangenen sechs Jahren sind die Preise für Bauland nach Daten des Statistischen Bundesamtes im Schnitt um 45 Prozent (!) rasant nach oben gegangen.

Zum Vergleich: Die Verbraucherpreise haben im gleichen Zeitraum um gerade einmal 6,9 Prozent zugelegt.

In Berlin-Mitte kostet der Quadratmeter Bauland knapp 7.300 Euro. Von Kiel an der Ostseeküste bis Kempten im Allgäu: über 500 Euro. In Mainz bezahlt man 1.350 – in Nürnberg 1.070 Euro. Bauen für bezahlbares Wohnen ist bei diesen Preisen nicht mehr drin.

Kommunen müssen eine Bauland-Politik mit Perspektive betreiben – mit Flächenankauf durch die Städte und Gemeinden.

  • Sozialwohnungen

Der Verlust von Sozialwohnungen ist enorm: 43.000 sind in dieser Legislaturperiode pro Jahr vom Markt „verschwunden“. Das macht rein rechnerisch alle zwölf Minuten eine Sozialwohnung weniger. 

Mittlerweile ist die Marke von 1,1 Millionen Sozialwohnungen in Deutschland deutlich unterschritten. Zum Vergleich: Ende der 80er-Jahre gab es noch mehr als 4 Millionen Sozialwohnungen – allein in der alten Bundesrepublik.

Von zwölf Mieterhaushalten, die einen Wohnberechtigungsschein bekommen könnten, hat heute nur einer die Chance (1:12), auch tatsächlich in einer Sozialwohnung zu wohnen.

Viele Großstädte sind selbst für Berufsgruppen, bei denen man es nicht erwarten würde, ein deutlich zu teures Pflaster: Anspruchsberechtigt sind heute Berufsgruppen aus der Mitte der Gesellschaft. Die Tabelle für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes (Entgelt-Tabelle) macht dies deutlich.

Anlage

„Akut-Plan 2025“ – Forderungskatalog Wohnungsbau

Grafiken - Invesitionskosten, THG-Emissionen D, Bezahlb. Wohnen & Wohnraumförderung

 

Michael Hölker

Koordinator Verbändebündnis Wohnungsbau

Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel | BDB